Wenn die Krise zum Dauerzustand wird, ist Resilienz besonders gefragt. Das gilt für Individuen genauso wie für Organisationen. Insbesondere das Wir-Gefühl ist ein erheblicher Faktor, wenn Teams und Abteilungen ihre Resilienz stärken wollen.
Von einer starken Resilienz aller Mitarbeitenden profitieren Organisation auf ihrem Weg in die Zukunft. Dabei beschreibt Resilienz generell die Fähigkeit, schwierige Situationen ohne anhaltende Schäden zu bewältigen. Wie aber gelingt es, diese Resilienz in Organisationen aufzubauen?
Ausgangspunkt ist das „Wir“
Für den Psychologieprofessor Rolf van Dick beginnt der Aufbau von Resilienz nicht mit irgendwelchen Workshops, sondern im Kopf eines jeden Einzelnen. Entsprechend äußert er sich im Rahmen eines Interviews mit dem Harvard Business Manager. Er sieht in einem starken Wir-Gefühl von Abteilungen und Teams den Kern für Resilienz. Dieses Wir-Gefühl muss nach van Dick von den Führungskräften gefördert und den Mitarbeitenden gelebt werden.
In einer besonderen Rolle sieht der Wissenschaftler die Führungskräfte. Sie sollten es sich zum Ziel setzen, bewusst eine gemeinsame Identität in ihren Teams zu entwickeln. Das geschieht über konkrete Leitbilder und Werte, aber genauso bei Gelegenheiten, bei denen das Wir-Gefühl die Textform verlässt und zum realen Erlebnis wird. Als Beispiel seien an dieser Stelle Teamevents genannt. Van Dick fasst diese Maßnahmen im Führungsstil der „Identity Leadership“ zusammen. Dieser bringt laut Experte handfeste Vorteile mit sich: mehr Innovation, mehr Engagement, mehr Zufriedenheit und weniger Burn-Outs.
Resilienz hat viele Gründe
Gleichwohl reicht ein ausgeprägtes Wir-Gefühl allein nicht aus, um Resilienz zu etablieren. Der US-Evolutionsforscher Jared Diamonds setzte sich intensiv mit dem Thema auseinander. Er fand zwölf Faktoren heraus, welche die Resilienz von Individuen fördern:
- Eingeständnis: Es muss ein Eingeständnis und damit Bekenntnis zur Krise stattfinden.
- Verantwortung: Jeder ist selbst in der Verantwortung, aus der Krise herauszukommen.
- Selektiver Wandel: Krise bedeutet nicht Abrissbirne. Was muss geändert, was kann beibehalten werden?
- Unterstützung: Materielle und emotionale Unterstützung durch Dritte hilft.
- Vorbilder: Vorbilder können Wege aufzeigen, Krisen zu bewältigen.
- Ich-Stärke: Menschen, die Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten haben, treten einer Krise gefestigt gegenüber.
- Ehrliche Bestandsaufnahme: Was sind Stärken, was sind Schwächen von mir?
- Erfahrungen mit Krisen: Erfahrungen mit ähnlichen Krisensituationen erleichtern den Umgang.
- Geduld: Geduld ist nicht umsonst eine Tugend. Schwere Krisen können in der Regel nicht kurzfristig gelöst werden.
- Flexibilität: Jedes Problem erfordert eine eigene Lösung.
- Werte: Wenn der eigene Wertekosmos stimmt, dann fallen Veränderungen leichter.
- Beschränkungen: Je weniger Beschränkungen ich habe, desto freier bin ich in der Wahl meiner Lösungen.
Diese zwölf Punkte lassen sich auch auf Organisationen übertragen. Wer die Resilienz stärken, sich aber auf diese Liste nicht komplett einlassen möchte, hat zumindest einen klaren Ausgangspunkt: Das Wir-Gefühl.