Berufliches und Privates sind strikt zu trennen. Dieses Credo spukt immer noch durch einzelne Organisationen. Dabei ist gerade das Gegenteil der Fall. Freundschaften im Beruf sind ein Booster für die Produktivität.
Das US-amerikanisches Analyse- und Beratungshaus Gallup hat sich zuletzt mit dem Thema auseinandergesetzt und eine weltweite Studie durchgeführt. Darin kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass viele Organisationen zu wenig in das soziale Wohlergehen ihrer Mitarbeitenden investieren. Gallup-CEO Jon Clifton spricht in diesem Zusammenhang von einem „blinden Fleck“. Letzterer lässt sich nicht durch materielle Benefits abdecken.
Ein Freund, ein guter Freund
Überraschend ist, dass viele Organisationen an dem tradierten Credo festhalten, dass Privates auf der Arbeit keinen Platz hat. Doch dabei werden die positiven Effekte von Freundschaften auf der Arbeit außer Acht gelassen. Drei zentrale Effekte sind nämlich
– höhere Rentabilität
– mehr Arbeitssicherheit
– stärkere Mitarbeiterbindung
So konnten die Studienverantwortlichen nachweisen, dass Personen, die angegeben hatten, einen guten Freund auf der Arbeit zu haben, sieben Mal engagierter sind. Außerdem empfehlen Personen, die eine guten Freund haben, ihren Arbeitgeber deutlich häufiger weiter. 44 Prozent würden eine Empfehlung aussprechen. Fehlt diese zwischenmenschliche Beziehung liegt der Wert lediglich bei 21 Prozent. Die genannten positiven Effekte haben Freundschaften im Beruf übrigens unabhängig von Remote Work oder Präsenz vor Ort.
Gelegenheiten bieten
Konsequenter Weise sollten Organisationen bewusst den Raum für das Schließen von Freundschaften geben. Bewährt hat sich dazu die Einführung eines Buddy-Systems wie es zum Beispiel von Microsoft praktiziert wird. Darin fungiert der Buddy in den ersten 90 Tagen als Kumpel im Zuge der Onboardingphase. Das ist nicht auf die Rolle eines fachlichen Mentors beschränkt, sondern die eines Begleitenden bei den ersten Schritten innerhalb der Organisation. Aus diesen Konstellationen entstehen häufig langfristige Beziehungen.
Das Konzept des „Frollegen“ hat also seine Vorteile. An die Grenzen kommt es allerdings in zweierlei Konstellationen, wie aus einem entsprechenden Artikel hervorgeht. Die erste zeigt sich in einem deutlich unterschiedlichen Verhalten zwischen befreundeten Kollegen und Personen außerhalb dieser Beziehung. Das kann zu Spannungen im Arbeitsumfeld führen. Und noch etwas entpuppt sich als Damoklesschwert: Werden beispielsweise durch Beförderungen Hierarchien geschaffen, geraten Freundschaften in Gefahr.
Dessen ungeachtet sollten Organisationen nur eines tunlichst vermeiden. Freundschaften im Beruf lassen sich nicht erzwingen. Da helfen weder Workshops noch Betriebsfeiern zur Weihnachtszeit. Zwischenmenschliche Beziehungen müssen sich gemeinsam entwickeln.