In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit neigen Unternehmen dazu, beim Personal den Rotstift anzusetzen, um Kosten zu sparen. Doch es gibt auch den umgekehrten Fall: Unternehmen, die in solchen Situationen bewusst ihre Mitarbeitenden halten – ein Phänomen, das als „Labour Hoarding“ oder „Labor Hoarding“ bekannt ist.
Dabei ist Labour Hoarding aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Da es sich um strategische Personalplanung handelt, gilt es Vor- und Nachteile abzuwägen.
Wenn neu zu teuer ist
Eine US-Studie zeigte zuletzt, dass mehr als 40% der befragten Unternehmen ihre Mitarbeitenden halten, um Einstellungs- und Schulungskosten bei neuem Personal zu vermeiden. Recruiting ist nämlich teurer als oft angenommen. Tatsächlich sparen Unternehmen durch das Halten von Mitarbeitenden im Durchschnitt etwa 4.500 USD pro Neueinstellung. Darüber hinaus verstehen Führungskräfte zunehmend, dass Entlassungen oft nur eine kurzfristige Lösung sind.
„Sourcing, Hiring und Training neuer Mitarbeitenden ist teuer und kostet Zeit “, sagt John DeVille, ein Berater bei dem kanadischen Softwareentwickler Explorance. Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden während schwieriger Zeiten halten, können in einem positiveren Marktumfeld direkt durchzustarten. Dieser Vorsprung ist ein großer Vorteil gegenüber Konkurrenten, die ihre Talentpools wieder aufbauen müssen. Daher setzen Unternehmen verschiedene Maßnahmen wie Einstellungsstopps, Umstellung auf Fernarbeit und Einführung von Vier-Tage-Wochen ein, um ihre Mitarbeitenden zu halten. Das Management in kleinen Unternehmen ist oft bereit, das eigenen Gehalt zu kürzen und so Mitarbeiterentlassungen zu vermeiden.
Viel mehr als notwendig
Eine der größten Herausforderungen für Unternehmen beim Labour Hoarding ist, dass sie dadurch möglicherweise ihre finanzielle Flexibilität einschränken und nicht in der Lage sind, schnell auf Veränderungen in der Marktnachfrage zu reagieren. Damit erzielt der Überhang an Mitarbeitenden genau den gegenteiligen Effekt. Es stellen sich ineffiziente Arbeitsabläufen und niedrige Produktivität ein.
Die Goldene Mitte
Labour Hoarding ist, vor dem genannten Hintergrund, eines der berühmten zweischneidigen Schwerter. Während das Halten von Mitarbeitenden langfristige Vorteile bieten kann, sollten Unternehmen gleichzeitig darauf achten, dass sie nicht ineffizient werden und auf Veränderungen im Marktumfeld reagieren können. Insgesamt geht es bei der strategischen Personalplanung darum, die aktuelle Mitarbeiterbasis zu bewerten, kurz- und langfristige Bedürfnisse zu identifizieren und das Personal entsprechend zu unterstützen. Werden in diesem Prozess potenzielle Lücken identifiziert, lassen die sich durch externe Neueinstellungen oder interne Beförderungen schließen.