Die Arbeitswelt wandelt sich schneller als je zuvor. Das spiegelt sich nicht zuletzt an den steigenden Anforderungen bei Soft- und Hardskills wider. Wer jetzt allerdings behauptet, dass Arbeitnehmende ab einem bestimmten Punkt „zu alt für den Job“ sind, befindet sich auf einem Holzweg. Der Altersmix ist nämlich wichtig.
Dessen ungeachtet ist Altersdiskriminierung in der Berufswelt nach wie vor weit verbreitet. Entsprechende Zahlen aus verschiedenen Studien belegen die Benachteiligung von älteren Arbeitnehmenden beispielsweise bei der Höhe des Gehalts oder im Bewerbungsgespräch. Auch im Berufsalltag kommt es immer wieder zu Fällen von Altersdiskriminierung. Schlagzeilen machte der US-Konzern IBM zu Beginn dieses Jahres, als E-Mails aus dem Management publik wurden. Darin wurde deutlich, dass ältere Arbeitnehmer aus dem Unternehmen gedrängt werden sollten. Formulierungen wie „Dino-Babys“ und „Einladung, zu gehen“ waren dahin enthalten. Es kam zu Sammelklagen. Ein Fall der irritiert, aber mit Sicherheit kein Einzelfall ist.
Zwei Mythen halten sich
Den Grund dafür sehen die beiden Professoren Ashley Martin sowie Michael S. North in zwei weit verbreiteten Mythen. Der erste lautet, dass ältere Arbeitnehmende mehr Geld kosten und keinen Mehrwert mit sich bringen. Denn schließlich herrscht häufig die Annahme, dass bei älteren Mitarbeitenden die Gehälter und Sozialleitungen höher sind, als das bei deren jüngeren Kolleginnen und Kollegen der Fall ist. Zudem fällt angeblich die Produktivität der älteren Generationen geringer aus. Diese Annahmen haben sich innerhalb von Studien eindeutig widerlegen lassen. Die Unternehmensberatung Mercer stellte beispielsweise fest, dass ältere Mitarbeitende eine höhere emotionale Intelligenz besitzen und seltener kündigen. Besetzen sie Führungspositionen, ist die Fluktuationsrate in ihren Teams beziehungsweise Abteilungen geringer.
Eine gute Mischung aus Einsteigern und Erfahrenen macht das Team und die Bedürfnisse der Mitglieder diverser und es gibt keine einseitige Entwicklung.
Technologien und Fähigkeiten
Der zweite Mythos zeichnet ein Bild von älteren Mitarbeitenden, die sich schwer neue Technologien und Fähigkeiten aneignen können. Das ist ein stark verzerrtes Bild und ebenfalls ein überholtes. Tatsächlich wollen sich ältere Arbeitnehmende ausdrücklich neue Technologien erschließen. Hier gibt es keine Abweichung in den Altersgruppen. Deutlich macht dies der Einzug von kollaborativen Tools wie Zoom&Co. Deren Nutzung findet generationsübergreifend statt. In Anbetracht dieser Tatsachen fordern Experten im englischsprachigen Sprachraum ein Umdenken, weg vom „Ageism“ zum „Sageism“. Der kritische Blick auf das Alter soll durch eine Wertschätzung für das Wissen ersetzt werden.
Auf Erfahrung verzichten?
Außerdem gibt es ganz harte Gründe, warum ältere Arbeitnehmende unverzichtbar sind. Wir werden als Gesellschaft in Summe älter. Dagegen nimmt die Geburtenrate in den westlichen Ländern ab. Wer in diesen Tagen vom Fachkräftemangel spricht und sich im Recruiting auf die Altersgruppe 25 bis 40 Jahre beschränkt, beschneidet seine Bemühungen, weil er sich gleichzeitig auf die kleinste und umworbenste Zielgruppe konzentriert.
Dabei ist die Vielfalt von Mitarbeitenden, deren Alter eingeschlossen, ein wertvolles Gut für Organisationen. Demensprechend offen zeigt sich die Windhoff Group, wenn es um die Anstellung neuer Kolleginnen und Kollegen geht. Benedikt Benninghaus, Leiter Recruiting&Marketing: „Für uns sind die fachliche und charakterliche Eignung entscheidend. Die Erfahrenen kennen zwar auch nicht jede Abkürzung zum Erfolg, haben aber schon einige Fehler gemacht, die sie nicht wiederholen müssen. Von dieser Erfahrung profitieren alle Teammitglieder. Egal welchen Alters. Eine gute Mischung aus Einsteigern und Erfahrenen macht das Team und die Bedürfnisse der Mitglieder diverser und es gibt keine einseitige Entwicklung.“ Dass der Altersmix innerhalb des Unternehmens stimmt, wird ein Stück weit am Durchschnittsalter deutlich: Dieses beträgt nämlich 39,5 Jahre.