Das Internet ist schlecht. Es ist schlecht, weil ein paar mächtige Großkonzerne zahlreiche Bereiche dominieren. Jetzt ist es an der Zeit für den nächsten Schritt in der Evolution des Internets. Mit dem Web 3 (3.0) soll die Freiheit zurückkommen… oder auch nicht.

Von seinen Anfangstagen 1989 als Forschungsobjekt an der Europäische Organisation für Kernforschung (CERN) hat das Internet sich ständig weiterentwickelt. Eine Leitidee war damals, den freien Austausch von wissenschaftlichen Daten und Informationen zu ermöglichen.

Das ist der Status Quo 2022

Das Web 2.0 stellt für uns heute den maßgeblichen Stand der Dinge dar. Große Tech-Konzerne wie YouTube, Facebook oder Twitter haben sich als Plattformen zum Austausch von Inhalten etabliert. Zwar sind diese von Nutzern erstellt, aber abrufbar sind sie nur auf den zentralen, in sich geschlossenen Systemen. Ein freier Zugang per se besteht nicht.

Ähnlich verhält es ich mit anderen Diensten wie Suchmaschinen. In Deutschland dominiert Google diesen Markt Stand 2021 mit deutlichen 83,6% bei der Desktop- beziehungsweise 96,5% bei der mobilen Suche.

Wird mit dem Web 3 alles besser?

Wenn aktuell über das Web 3 gesprochen wird, dann geht es eigentlich um die Rückbesinnung auf die ursprüngliche Idee des Internets. Das Web 3 soll endlich das ersehnte dezentrale, freie Netz und komplett von den Nutzern gestaltet werden. Das Internet der Plattformen hat dort keine Chance sich zu entwickeln, Daten und Transaktionen werden über Blockchain gesichert. Diese Gestaltung garantiere die einzige Hoffnung, die liberale Demokratie zu schützen, äußerte Gavin Wood, Mitgründer der Kryptowährung Etherum, in einem Interview 2014.

So weit, so gut, Allerdings häuften sich zuletzt die kritischen Stimmen mit Blick auf die Praxis. So rückte Web3 als Buzzwort in Verbindung mit dem Erwerb von virtuellen Immobiliengrundstücken in Millionenhöhe und den Kauf von extrem hochpreisigen NFTs (engl. Non-Fungible Tokens) in den Fokus der Zweifler. Golem-Autor Jürgen Geuter schreibt dazu: „Die ersten Quasi-Monopole wie der NFT-Marktplatz Opensea, die Coin Exchange Coinbase sind längst entstanden und verhalten sich mehr oder weniger wie etablierte Dienste im Web2.0.“ Die Finanzialisierung des Internets, gleich welcher Seriennummer, ist für ihn nur eine Frage der Zeit.

Die Parallelwelt ist teuer

Ansonsten bleibt noch Zeit für das Sparen: Eine virtuelle Privatinsel der Entwicklungsgesellschaft Republic Realm kostete 2020 bereits 15.000 USD. Wer sich in die Nähe prominenter Künstler begibt, muss noch mehr berappen. Der Nachbar von US-Sänger Snoop Dogg zahlte 450.000 USD für das entsprechende Grundstück. Ob das Web 3 mehr als ein Schlagwort mit Potenzial zur Blasenbildung ist, wird sich mit Sicherheit in den nächsten Jahren zeigen.