Wie viele Stunden umfasst eigentlich die ideale Arbeitszeit? Der 4-Tage-Woche haben wir bereits im letzten Jahr einen Beitrag gewidmet. Jetzt liegen neue Erkenntnisse vor. Dabei geht es auch um Produktivität.

Im Juli sorgte mit Island nach Finnland und Schweden ein weiteres nordeuropäisches Land für Aufsehen in der Diskussion um eine Neugestaltung der Arbeitswoche. Der Verband Alda veröffentliche gemeinsam mit britisches Think-Tank Autonomy einen Bericht, der die Ergebnisse von zwei großangelegten Feldversuchen beinhaltet. Prinzipiell ging es darum, die Auswirkung einer Reduzierung der Arbeitszeit auf 35 bis 36 Wochenstunden ohne Lohnkürzung zu ermitteln. Eine zentrale Erkenntnis war, dass die Produktivität mehrheitlich auf demselben Niveau blieb oder sogar stieg. Darüber hinaus stieg das Wohlbefinden der Arbeitnehmer deutlich an.

Wird Spanien globaler Vorreiter?

Es ist klar, dass nicht jede Branche beziehungsweise Geschäftsmodell eine flexible Arbeitszeitgestaltung zulässt. Dennoch ist interessant, dass große Konzerne 4-Tage-Wochen ebenfalls testeten und positive Erfahrungen bei reduzierter Wochenstundenzahl vermeldeten. Prominentes Beispiel ist an dieser Stelle Microsoft Japan. Das Unternehmen führte 2019 über einen Monat hinweg die 4-Tage-Woche bei vollem Lohn ein. Am Ende des Experiments meldete der Konzern eine Produktivitätssteigerung von 40%. Diese Zahl sorgte für internationale Beachtung. Wenngleich sie zwischenzeitlich relativiert wurde, blieb das Experiment in Erinnerung. Im Zuge der Corona-Pandemie griff die japanische Regierung erneut das Konzept der 4-Tage-Woche auf, um durch ein Plus an Freizeit private Aktivitäten anzukurbeln und die heimische Wirtschaft zu stützen.

Vergleichbare Überlegungen gibt es gegenwärtig in Spanien. Dort will die Regierung im Rahmen eines Modellprojekts eine 32-Stunden-Woche versuchsweise für den Zeitraum von drei Jahren einführen. Dieses wäre in seiner Form bisher einmalig. Spanien gehört im globalen Vergleich zu den Ländern mit langen Arbeitszeiten, schneidet aber bei der Produktivität weniger gut ab.

Noch kein konkreter Plan in Deutschland

In Deutschland gibt es noch keine konkreten Pläne zu der Umsetzung der 4-Tage-Woche. Als Standard haben sie nur einzelne Unternehmen eingeführt. Tatsächlich ermöglicht die bestehende Rechtslage bereits Teilzeitmodelle, bei denen die Arbeitszeit auf bis zu 80% reduziert werden kann. Allerdings ist hierzu ein Übereinkommen mit dem Arbeitgeber notwendig, gleiches gilt für Gehaltsfragen. Interessantes Stimmungsbild zum Schluss: In einer YouGov-Umfrage in letztem Jahr sprachen sich 61% der Deutschen für eine 4-Tage-Woche aus, wenn diese Maßnahme zum Schutz der Arbeitsplätze während der Corona-Pandemie beiträgt.